Ist ein Single-Vendor Open RAN wirklich „offen“?

  • Telefónica/O2 wirbt mit Bau eines Single-Vendor Open RAN in Offenburg 
  • 1&1 hat mit über 80 Partnerunternehmen das erste Open RAN Europas gebaut 

Beim Single-Vendor Open RAN bezieht ein Mobilfunknetzbetreiber alle Komponenten seines Mobilfunknetzes, einschließlich Hardware und Software, von einem einzigen Anbieter. Obwohl der Begriff „Open RAN“ verwendet wird, ist das Netzwerk in der Praxis nicht herstelleroffen, da der Netzbetreiber ausschließlich auf die Produkte und Lösungen eines einzigen Anbieters setzt. Dies kann zu einem Vendor-Lock-in führen und die Flexibilität des Netzbetreibers einschränken, da das Mobilfunkunternehmen auf die Preisgestaltung und die Innovationsgeschwindigkeit eines einzelnen Anbieters beschränkt ist.   

Multi-Vendor Strategie als Innovationstreiber 

Im Gegensatz dazu bezeichnet Multi-Vendor Open RAN eine Situation, in der ein Netzbetreiber die Hard- und Software-Komponenten seines Mobilfunknetzes von mehreren Anbietern bezieht.  Dadurch erhält der Netzbetreiber eine größere Auswahl an Produkten und Lösungen, was seine Flexibilität erhöht, und ihm ermöglicht, die besten Lösungen für seine spezifischen Anforderungen auszuwählen. Außerdem fördert Multi-Vendor Open RAN den Wettbewerb zwischen verschiedenen Herstellern und Spezialisten und erschließt so ein größeres Innovationspotential.   

das Multi-Vendor-Prinzip

1&1 verfolgt konsequent die Multi-Vendor-Strategie und kooperiert mit über 80 nationalen und internationalen Partnern. Mehr als die Hälfte dieser Partner sitzen in Deutschland. Als Open RAN-Pionier nutzt 1&1 die Potenziale dieser neuartigen Technologie, um mit den sichersten und innovativsten Herstellern zusammenzuarbeiten. Durch den Multi-Vendor-Ansatz kann 1&1 auf ein breites Spektrum von Technologieanbietern zurückgreifen und innovative Lösungen anbieten, die den Anforderungen der Kundinnen und Kunden bestmöglich gerecht werden.   

Manko an Diversifizierung durch Bindung an einen einzigen Lieferanten 

Im Unterschied hierzu hat zum Beispiel Telefónica/O2 zum Mobile World Congress 2024 unter dem Titel „Open RAN in Deutschland“ eine Kooperation mit Ericsson angekündigt. In Offenbach soll das Cloud RAN-Portfolio des schwedischen Netzausrüsters implementiert werden. Ericsson hat seine Cloud RAN-Lösung bereits an einzelnen Standorten in Betrieb, zum Beispiel in Australien mit Telstra oder in den USA mit Verizon. Das Unternehmen, das zu den führenden Anbietern von Infrastruktur, Software und Dienstleitungen für Mobilfunkbetreiber auf der ganzen Welt zählt, vertritt die Idee, dass ein einziger Software-Anbieter alle notwendigen Komponenten in der Netzinfrastruktur zuliefert und über standardisierte Schnittstellen vernetzt. Kritiker dieses Ansatzes sehen darin jedoch die erneute Abhängigkeit von einem einzelnen Anbieter. 

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